Karate-Kata als Vorbild für Übungsformen im Fußball

Trainingsformen

Im Karate unterscheidet man im Training drei Arten. Kihon ist das Training der Grundtechniken, Kata das Laufen vorgegebener Choreographien und Kumite der Kampf. Karateka mögen mir diese starke Vereinfachung verzeihen.

Im Fußballtraining findet man dazu analog das Techniktraining (Kihon), Pass- und Übungsformen (Kata) und Spielformen und das freie Spiel (Kumite). Über Sinn, Zweck, Vor- und Nachteile der einzelnen Formen wurde schon hinlänglich geschrieben. Ich möchte kurz erläutern, welche Ergänzung es zur Kata im Karate gibt und wie man sie auf das Fußballtraining übertragen kann.

Kata und Bunkai

Für jeden Leistungsstand gibt es verschiedene Kata. Kata für Neulinge sind recht kurz und beinhalten nur wenige Techniken. Lässt man jemand Unerfahrenen eine Kata laufen, ähnelt das eher einem Nachahmen von Bewegungen. Es fehlen noch die Präzision, Kraft, passende Atmung und der Rhythmus. Für den Coach besteht die Möglichkeit jede Bewegung zu korrigieren und über unzählige Wiederholungen sich einer Idealtechnik anzunähern. Als Karate-Neuling ist dies ein zermürbender Prozess, da man schlicht noch nicht weiß wie die Bewegung richtig aussehen soll und viel wichtiger, wie sie sich richtig anfühlt.

Deswegen gibt es eine ergänzende Trainingsform zur Kata, genannt Bunkai. Im Bunkai wird die Kata in einzelne Sequenzen zerlegt und für jede Sequenz ein praktischer Anwendungsfall trainiert. Dadurch gewinnt der Karateka einen Einblick wofür die Elemente der jeweiligen Kata in der Praxis gedacht sind. Hierbei gibt es nicht die eine Lösung, sondern es ist die Kreativität des Übenden gefragt selbst verschiedene Anwendungsfälle zu entwerfen und gemeinsam mit anderen Trainierenden zu probieren.

Übertrag auf das Fußballtraining

Für das Fußballtraining ergibt das zusätzliche Möglichkeiten den oft etwas statischen und wenig kreativen Teil der Pass- und Übungsformen zusätzlich anzureichern.

Trainierende könnten beispielsweise nachdem der Ablauf einer Übungsform klar ist, selbst Zeit bekommen in kleinen Gruppen Anwendungsfälle für den eben geübten Ablauf im „großen Spiel“ zu finden. Sie sollen also realitätsnahe Situationen mit dem entsprechenden Gegnerdruck nachstellen. Hierbei bekommen sie auch umgehend Rückmeldung, ob ihre Ausführung funktioniert und welche Probleme dabei auftreten. Wechselt man dann noch mehrmals zwischen Übungsform und Freiform hin und her, ermöglicht man seinen Schützlingen eine eigene Übertragung des Gelernten auf das reale Spiel. Hierbei kann man natürlich jederzeit Lösungsvorschläge einbringen und auch gewünschte Spielprinzipien ansprechen. Je nach Leistungsstand und Alter muss dieser Prozess natürlich unterschiedlich stark unterstützt werden.

Man erzielt dadurch aus meiner Sicht mehrere positive Effekte. Als erstes fördert man Kreativität und Entscheidungsfindung. Übungsformen werden in den Kontext des echten Spiels gestellt und Übende bekommen eine umgehende Rückmeldung, ob ihre Lösung und technische Ausführung funktionieren kann oder wird. Zusätzlich fördert man die Kommunikation innerhalb der Mannschaft.

Als schönen Nebeneffekt gewinnt man eine Qualitätskontrolle für seine Trainingsübungen. Wenn mir als Trainer selbst kein sinnvoller Anwendungsfall der Übungsform fürs Spiel einfällt, ist es vermutlich keine gute Übungsform.